Dieter Hermann Schmitz

Jahrgang 1963, stammt aus einem Dörfchen bei Düren, heute eingemeindet, in einer Gegend, die sich als Gefühltes Köln bezeichnen lässt. Nach einem Studium der Germanistik in Aachen verschlug es ihn Anfang der 1990er nach Finnland, wo er seither mit Frau und Familie lebt. Er arbeitet an der Uni in Tampere in der Fakultät für Informationstechnologie und Kommunikationswissenschaften und ist nebenher seit vielen Jahren in der Kulturarbeit des lokalen Finnisch-Deutschen Vereins aktiv. Als jemand, der an das lebenslange Lernen glaubt, promovierte er 2022 mit einer Arbeit über den Literaturunterricht in der Auslandsgermanistik.

 

Zu seinem Werk zählen Kinderbücher, Lehrwerke, Humoristisches, Kurzgeschichten sowie mehrere Romane, die in Deutschland und/oder Finnland erschienen sind. Zu seinen Leidenschaften zählt auch das Puppentheater, er besitzt rund 200 Handpuppen und gibt pro Jahr mehrere Vorstellungen für Kinder.  

Lesen ist für Dich …

Reisen im Sitzen, Erlebnisse im Kopf, Träumen im Wachen – wenn’s gute Texte sind. Sonst: prima zum Einschlafen!

  

Welche Lektüre liegt im Moment auf Deinem Nachttisch?

Der Gedichtband „Trompeter auf der Landebahn“ von Mayjia Gille, der Roman „Juurihoito“ von Miika Nousiainen (wörtlich „Wurzelbehandlung“, in deutscher Übersetzung heißt das Werk „Die Wurzel alles Guten“) sowie der Comic-Band „Supersankari-Raamattu“(im englischen Original „The Lion Comic Book Hero Bible“).

Im Auto höre ich Hörbücher und Hörspiele via Bookbeat oder Spotify, bei langen Autofahrten durch den finnischen Wald an dunklen Herbstabenden gerne Schauerromantik. (Mein Favorit: E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“.)

  

Dein Lieblingsleseplatz …

In der Hängematte in unserem Garten. Leider ist die Hängematten-Zeit noch kürzer als der finnische Sommer. Aber wunderschön.

  

Hast Du einen / mehrere Lieblingsschriftsteller*innen?

Ich kann zumindest zwei Autoren bzw. Bücher nennen, die mich sehr beeindruckt haben: „Hiob“ von Joseph Roth und „Siddhartha“ von Hermann Hesse, vor allem wegen ihrer glasklaren Sprache. Von neueren Autoren mag ich Frank Goosen. Wenn man auch Sketche zur Literatur rechnet, bin ich Helge-Schneider-Fan.

  

Was war Dein erstes nachhaltiges Leseerlebnis?

Wenn man von Lurchi-Heftchen beim Schuhverkäufer als Dreikäsehoch einmal absieht 😉, dann der Roman „Die weißen Götter“ von Eduard Stucken über den Untergang des Azteken-Reiches. Den Roman habe ich kürzlich nach Jahrzehnten noch einmal gelesen. Es wundert mich, dass Netflix daraus noch keine Serie gemacht, der Stoff ist gigantisch, die Zahl der vorkommenden Figuren und Nebenschauplätze kaum zu überblicken.

  

Wann hat Dich das ernsthafte Schreiben-Wollen gepackt?

Schwer zu sagen. Schon als kleiner Junge habe ich Comics gemalt, Hörspiele geschrieben (und mit Freunden auf Kassettenrekorder aufgenommen), Kurzgeschichten geschrieben, Kasperle-Theater gespielt. Literatur hat ja viele Formen und ist ja nicht nur das, was gedruckt zwischen zwei Buchdeckeln steht.

  

Deine „Coming out“ mit einer ersten Veröffentlichung: Wann und was?

 1995, ein Bändchen mit Schmunzelgeschichten, „Oma Jertrud“, erschienen bei einem Aachener Verlag. 2020 gab es eine 25-Jahre-Jubiläumsausgabe bzw. Neuherausgabe. Das Büchlein ist tatsächlich all die Jahre im Handel gewesen. Mit „Oma senge kleene Jong“ (demnächst bei Labonde) kehre ich zu humoristischen rheinischen Geschichten zurück.

Das Buch, das in Deutschland bisher am meisten Aufsehen erregt hat, war allerdings „Die spinnen, die Finnen“ (2011), in Finnland „Kun sanat ei kiitä“ (2017).

  

Hast Du bestimmte Schreibrituale? Feste Zeiten oder einen bestimmten Platz?

Ich schreibe seit Anfang der ‘90er mit dem Computer, und ich bin mit zehn Fingern auch relativ schnell. Wenn ich etwas Belletristisches schreibe, klappt das am besten, wenn ich Routinen und feste Schreibzeiten habe und mir selbst Fristen setze. Es ist dabei wichtig, überhaupt etwas zu Papier (bzw. auf den Bildschirm) zu bringen, auch wenn man am Ende des Tages das meiste möglicherweise wieder löscht.

  

Welche Musik schallt aktuell häufig bei Dir aus Kopfhörer, CD-Player …?

Ich höre eher wenig über Kopfhörer, das ist irgendwie nicht mein Ding. Vor allem, wenn ich mich draußen bewege, möchte ich nicht mit Scheuklappen (bzw. Ohrenstöpseln) durch die Welt laufen. CD-Spieler sind ja beinah schon altmodisch, neuerdings höre ich via Mobiltelefon und Bluetooth-Box, am ehesten, wenn ich mal allein zu Hause bin oder Essen zubereite. Derzeit höre ich Musik von Bands wie Madness, die ich mal in den ‘80ern gut fand, dann aber aus den Augen verloren habe, die aber auch danach noch Alben produziert haben. Nun lerne ich kennen, was die alten Jungs in den 2000ern und 2010ern gemacht haben.

Beim Schreiben höre ich übrigens keine Musik. Das lenkt mich zu sehr ab.

  

Spielst Du selbst ein Instrument oder singst Du?

Nur ein bisschen Blockflöte. Musikalisch bin ich wohl ein Blindgänger. Singen nur wenn’s sein muss.

 

Gibt es überdauernde musikalische Favoriten / Lieblingskünstler

 

Ich bin ein gestandener Prince-Fan. Er ist der einzige Musiker, von dem ich über 30 Alben habe. (Gut für die Umwelt: die jungen Leute haben keinen Sammeldrang mehr und stellen sich nicht mehr die Regale voll mit Schallplatten oder CDs, es reichen Musik-Dateien und Streamingdienste.) Leider ist Prince ja 2016 verstorben, aber zum Glück sind seither schon drei postume Alben erschienen.

 

 Kunst – was ist das überhaupt für Dich?

 Kunst ist etwas, das man nicht mystifizieren sollte. Ich glaube nicht an den Musenkuss, der dem einen vergönnt ist, dem anderen nicht.

Kunst wird einem nicht gegeben, sie entsteht durch Blut, Schweiß und Tränen! (Wallendes Blut, kein vergossenes; Schweiß, der bei Spiel, Spaß, Spannung und Sauna rinnt, nicht aufgrund von Knechtung oder Angst; Tränen der Rührung und der Freude, nicht unbedingt der Trauer. Aber es bleiben diese drei Körperflüssigkeiten!)

Zur Kunst gehört Talent, aber auch viel handwerkliches Geschick, Erfahrung und Durchhaltevermögen. Jeder hat das Zeug zum Künstler. Kunst kann alles Mögliche sein und ein Künstler beinah jeder: ein Tänzer, eine Konditormeisterin, ein Gartengestalter, eine Fach-Chirurgin, ein Büttenredner, ein Holzschnitzer, eine Profi-Fußballerin, ein Synchronsprecher …

  

Welche natürliche Gabe würdest Du gerne besitzen?

Ich würde gerne zehn Sprachen (quasi perfekt) beherrschen.

  

Was schätzen andere an Dir?

Mmh … ich müsste mal die anderen fragen.

  

Was hast Du im Gegenzug an Dir selbst zu bemängeln?

Ich bin auch in fortgeschrittenem Alter noch ein Langschläfer und kann mich morgens immer nur schwer aus dem Bett kämpfen.

  

Was inspiriert und beflügelt Dich?

Eigene Träume. Tatsächlich helfen mir oft Träume für Geschichten weiter, wenn mir Ideen ausgehen. Ideen, die mir nachts kommen, muss ich gleich auf einem Notizblock festhalten, sonst könnten sie am Morgen wieder weg sein.

  

Entspannen kann ich mich …

vorm Fernseher. Das ist nicht besonders originell, aber es ist so. Lesen ist nicht so sehr entspannend, eher anregend für mich, und „arbeitsintensiver“. Ich schalte den Fernseher nur an, wenn ich etwas Bestimmtes sehen will. Ich mag keine Spiele-Shows, kein Reality-TV und auch keine TV-Krimis. Aber ich mag Dokus oder ab und zu einen Spielfilm, am liebsten Historienschinken. Ein Ritter-Epos wie „The Last Duel“ (2021) ist ganz nach meinem Geschmack. Das lineare Fernsehen verliert ja an Bedeutung, aber das finde ich nicht schade. Ich bin ein Freund von Mediatheken und Online-Angeboten.

Natürlich sehe ich auch Sportübertragungen, z.B. wenn Eishockey-WM ist und Finnland vorne mitspielt. Aber beim TV-Sport kann ich mich nicht entspannen, dann zapple ich mit.

  

Was kann Dich nerven?

Motorradfahrer mit dröhnenden Maschinen, die 10 x lauter sind, als sie sein müssten.

  

Völlig überbewertet finde ich …

Zehen. Überhaupt Füße. Es wäre viel praktischer, wir hätten Hufe. Das sähe nicht besonders schick aus und wäre gewöhnungsbedürftig, aber man bräuchte keine Schuhe und könnte sich problemlos über Stock und Stein bewegen. Außerdem wären die Hufe kälte- und schmerzunempfindlich. Der Mensch ist sicher nicht die Krone der Schöpfung, nur ein guter Kompromiss. Ich würde mich auch gerne am Magnetfeld der Erde orientieren können wie ein Zugvogel.

  

In meinem Kühlschrank findet sich immer …

Käse und Eier.

  

Mit welchem Promi würdest Du gern zu Abend essen? Warum?

Mit Sebastian Vettel. Er war ein Top-Rennfahrer und Sportler, netter Typ und in letzter Zeit umweltengagiert.

  

Was müsste dringend erfunden werden?

Eine unerschöpfliche umweltfreundliche Energiequelle. Eigentlich gibt’s die ja: das Sonnenlicht, den Wind, die Strömungen und Gezeiten, die Erdwärme. Es müsste uns nur gelingen, diese völlig abzuschöpfen, zu speichern und umzuwandeln, ohne Landschaften zu verschandeln.

  

Wohin möchtest Du gerne einmal reisen?

Nach Südamerika. In die Anden und in die Pampa.

 

Wo warst Du schon und möchtest unbedingt wieder hin?

Ins Rheinland 😉.

  

Was kann die Welt ein wenig menschlicher machen?

Wohlstand! Fehlender Wohlstand ist (fast immer) der Grund für Neid, Zukunftsängste, Versorgungskämpfe, Unzufriedenheit, Fluchtbewegungen, Unterdrückung von Minderheiten, Gewalt und Kriege. (Fast immer!) Die nordischen Länder sind keine Inseln der Glückseligkeit, weil die Menschen genetisch so gepolt sind, sondern weil diese Länder wohlhabend sind! Sie sind reich! Und der Wohlstand ist einigermaßen gerecht verteilt. Das ist der Schlüssel.

  

Das gibt Dir Kraft und Hoffnung …

Bücher wie „Im Grunde gut: Eine neue Geschichte der Menschheit“. Der Mensch ist nicht von Grund auf schlecht!

  

Was wärest Du jetzt gerne noch gefragt worden? Antwort darf gleich mitgeliefert werden.

Wie wäre es mit der Frage: Wer ist dein Lieblings-Heiliger 😊? Oder: Was ist dein Lieblingsfest. Es wird meist gefragt nach Lieblingsspeise, -farbe, -film, -buch, -reiseziel und -zeitvertreib.

 

Meine Antwort findet sich in „Finnisch verheiratet“…